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Sonntag, 22. Juni 2014

Erster Überblick über die Eurosatory 2014

Paris (ww) Wie bereits berichtet, zählt die Eurosatory zu den Fixterminen des Strategie-Technik-Blogs.
FELIN bei der Aufklärung. Foto: JPW

Natürlich habe ich mir einen Überblick von der wohl bedeutendsten europäischen Landsystemmesse verschaffen können. Einige Highlights beschreibe ich hier.
Selbstverständlich erwartet der Eurosatory-Besucher Landsysteme. Bei Krauss-Maffei Wegmann bildete der Leopard2A7 in der Variante für die Bundeswehr das Hauptexponat.

Der Leopard 2A7 in der Bundeswehrvariante. Foto: JPW
Rheinmetall MAN Military Vehicles stellte den gemeinsam mit dem österreichischen Fahrzeugbauer Achleitner realisierten „Survivor R“ vor. Das 4x4-Fahrzeug trug auf der Eurosatory 2014 einen Rüstsatz „CBRN-Aufklärung“.
RMMV Survivor R mit CBRN-Spürsatz. Foto: JPW

Bei Nexter gab es das neue vielseitige 6x6-Mehrzweckfahrzeug Titus zu sehen. Es befindet sich derzeit nach Firmenangaben in Erprobungen.
Nexter Titus. Foto: JPW
Mercedes Benz stellte den Prototypen seines 6x6 Long Range Patrol Vehicles (LRPV) vor. Das 6,5 Tonnen schwere Fahrzeug wird von dem bewährten 135 kW G300 CDI-Dieselaggregat angetrieben. Es bietet bis zu sechs Soldaten Platz und bis zur Brusthöhe Schutz gemäß Din FB6, der sich auch auf STANAG-Level erhöhen lässt. Die Reichweite liegt bei 1000 Kilometern.

Mercedes Benz LRPV. Foto: JPW
Seit 122 Jahren beschäftigt sich Berkefeld mit Wasseraufbereitung, seit 1904 beliefert die Firma die deutschen Streitkräfte. Jetzt trat sie seit Jahrzehnten das erste Mal wieder auf einer wehrtechnischen Fachmesse in Erscheinung. Zu den Exponaten zählte die Wasseraufbereitungsanlage M6.

Berkefeld M6. Foto: JPW

Rheinmetall hat im Auftrag der norwegischen Streitkräfte sein Vingpos Mortar Weapon System entwickelt. Es umfasst eine Lafette mit integrierten hydraulischen Rückstoßdämpfern, Feuerleitrechner, Bedieneroberfläche und Bodenplatte. Die Lafette wiegt rund 618 Kilogramm, mit Bodenplatte kommt das Gesamtsystem auf 998 Kilogramm. Das System ist zum Einrüsten in den Schützenpanzer CV90 ausgelegt, kann aber auch abgesetzt eingesetzt werden. Zieldaten lassen sich über verschiedene Sensoren, über Führungs- und Informationssysteme oder auch manuell eingeben. Der Mörser richtet sich dann per Knopfdruck in Zielrichtung aus, die Zielgenauigkeit liegt bei unter 5 mils. Die Lafette für das norwegische Programm ist für den britischen L16A2 81-mm-Mörser ausgelegt. Sie lässt sich aber auch auf 120mm-Mörser einrichten.
Rheinmetall Vingpos MWS. Foto: JPW

Neben den schwedischen suchen die britischen, französischen und neuseeländischen Streitkräfte gegenwärtig neue Sturmgewehre. Einer der Mitbewerber ist Steyr-Mannlicher. Auf der Eurosatory 2014 zeigten die Österreicher erstmals ihr STM556.

STM556. Foto: JPW
 Der türkische Rüstungskonzern MKEK präsentierte das neue Milli Piyade Tüfegi (MPT)-76, zu deutsch „Nationales Infanteriegewehr“. Bemerkenswert an dem gut 4,2 Kilo schweren Gasdrucklader mit Kurzhub-Gaskolben und Drehkopfverschluss ist vor allem das Kaliber: Die Türkei behält querschnittlich die 7,62 x 51 mm-Patrone bei! Ansonsten basiert das Design auf der AR-10-Architektur. Sicherungs- und Feuerwahlhebel sowie Magazinhaltehebel lassen sich beidseitig bedienen, gesichertes Durchladen ist nicht möglich. Das transparente Kunststoffmagazin fasst 20 Patronen. Der freischwingende, kaltgehämmerte, sechsfach gezogene Lauf misst 406 mm Länge und erreicht mit der M80-Patrone eine Genauigkeit von 4 MOA. Die Waffe verfügt über eine mechanische Visierung. Auf dem per „Picatinny-Schiene“aufsetzbaren Tragegriff befindet sich zudem eine nachtleuchtende Notvisierung.
MKEK MPT-76. Foto: JPW
Mit einer verwendungs-, konstruktions- und kaliberbedingt deutlich höheren Präzision wartet das brandneue Scharfschützengewehr DAN.338 aus dem Hause Israel Weapons Industries (IWI) auf. Der Repetierer in .338 Lapua Magnum verfügt über einen Druckpunkt-Matchabzug, einen freischwingenden 29-Zoll-Lauf, eine längen- und höhenverstellbare anklappbare Schulterstütze. Die Gesamtlänge lässt sich so von 1280 mm auf 1030 mm reduzieren. Das Leergewicht liegt bei 6900 Gramm, das Magazin fasst zehn Patronen. Auf der Messe trug das DAN.338 ein Meslas-Feuerleitvisier von Meprolight.

IWI DAN.338. Foto: JPW
Am Stand der Israel Military Industries (IMI) zog das futuristisch aussehende Combatguard-Kampffahrzeug die Aufmerksamkeit auf sich. Das in Kooperation mit dem Ido Off Road Center entstandene acht Tonnen schwere 4x4-Fahrzeug bietet in seiner Monocoque-Fahrgastzelle sechs voll ausgerüsteten Soldaten Platz und Schutz. Die Höchstgeschwindigkeit soll auf der Straße 180 km/h und im Gelände 120 km/h betragen.
IMI Combat Guard. Foto: JPW
Ebenfalls bei IMI am Stand: Das Multi Purpose Rifle System. Es besteht aus einer Trägerwaffe und einem Anbaugranatwerfer (Im Falle der Israel Defence Force ein Tavor-21 samt 40-mm-Anbaugranatwerfer), Feuerleitvisier und programmierbarer 40mm Low Velocity-Munition. Das Feuerleitvisier lässt sich für das Zielen sowohl mit der Trägerwaffe als auch mit dem Anbaugranatwerfer einsetzen. Der Schütze kann mit einem Laserentfernungsmesser die Weite zum Ziel ermitteln. Das Absehen läuft dann auf den korrekten Haltepunkt ein. Ebenso übernimmt das Feuerleitvisier die Programmierung der 40-mm-Munition (Luftsprengpunkt,  Aufschlagzünder, verzögerter Aufschlagzünder). Die Programmierung erfolgt im Patronenlager.
IMI MPRS, hier Tavor mit 40mm-Granatwerfer. Foto: JPW
Die gleiche Philosophie verfolgt auch ATK bei seinem Mittelkaliber Airburst Munition System. Die airburstfähige Mk44 Bushmaster Maschinenkanone programmiert die dazugehörige Mk310 Mod 0 Programmable Air Burst Munition-Tracer (PBAM-T) im Zuführungssystem. Ältere Bushmaster-Maschinenkanonen lassen sich mit der neuen Technologie nachrüsten. ATK will seine Airbust-Technologie demnächst auch für 40mm verfügbar machen.
Bushmaster MK44. Foto: JPW

Auf 40mm-Maschinenkanonen setzen demnächst möglicherweise die französischen Streitkräfte. Nexter und CTA International bringen derzeit neben entsprechenden Waffen und Turmsystemen auch ihre Cased Telesoped-Munition voran. Waffe und die Munitionssorten APFSDS-T und TP-T sollen noch im Juni qualifiziert werden.
Verschiedene Cased Telescope-Munitionssorten im Kaliber 40mm. Foto: JPW
Die Spuren der Hanse lassen sich bis heute in Estland verfolgen. Die Hansestädte Tallinn, Tartu, Viljandi oder Pärnu zählen noch heute zu den Sehenswürdigkeiten des baltischen Staates. Bereits im Mittelalter mussten sich die Hanse-Koggen gegen Piraten schützen und auch heute noch bringen estnische Firmen ihren Sachverstand für Anti-Piraterie-Einsätze ein. Der Sea Safe E1 von Vesimentor ist eine mit Stahlklingen versehene Kunststoff-Schleppboje, die sich bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten rund 200 mal in der Minute um die eigene Achse dreht. Mehrere Bojen lassen sich um ein Schiff anordnen, so daß Seeräubern die Annäherung an ihr Ziel erschwert und den Seeleuten so Zeit für Gegenmaßnahmen gegeben wird. Sea Safe E1 eignet sich auch zur Sicherung von Hafenanlagen.
Sea Safe E1. Foto: JPW
Ebenfalls mit dem Kampf gegen Piraterie hängt eine neue Konfiguration des bewährten Dräger Kreislauftauchgerätes LAR 5010 zusammen. Es lässt sich jetzt dank verlängerter Bedienelemente auf dem Rücken de „Tactical Harness 1000“ befestigen. So hängt der bewährte Apparat etwa beim Entern von Schiffen nicht mehr vor der Brust.
Dräger LAR 5010 auf dem Rücken des Tactical Harness 1000. Foto: JPW
Die russischen Firmen Tsniitochmash und Radioavionica Corporation beteiligen sich unter anderem an dem russischen Soldatensystem „Ratnik“ einschließlich des Führungssystems „Strelets“. Der russische Ansatz teilt die Soldatenausstattung in die Kategorien Waffensystem, Schutzsystem, Führungs- und Informationssystem, Überlebensfähigkeitssystem und Energieversorgungssystem. Das Führungs- und Informationssystem kann sowohl GPS als auch das russsiche Gegenstück Glonass nutzen.
Russisches Soldatensystem Ratnik/Strelets. Foto: JPW
Zur Ausstattung des Führungspersonals gehören tragbare Führungsrechner wie etwa das Commanding Officer Manpack Kit, welches Die Befehlslinie Kompanie – Zug – Gruppe – Einzelschütze abdeckt.

FN Herstal trägt nicht nur zur Digitalisierung des Gefechtsfeldes, sondern auch der Instandsetzungsprozesse bei. So zeigte der belgische Traditionsbetrieb ein FN SCAR-L mit neuartigen Powerrails, über die die Anbauteile wie das Feuerleitvisier nicht nur miteinander kommunizieren, sondern auch ihre Energie erhalten. Das FN Target Acquisition & Sitautional Awareness Module (FN TASAM) dient darüber hinaus der Interaktion zwischen unterschiedlichen Anbauteilen wie Feuerleitvisier oder dem im Griffstück untergebrachten Smart Core (der u. a. die Schussbelastung der Waffe registriert) mit externen Geräten wie etwa Smartphones oder Tablet-PC‘s. So lassen sich Zieldaten oder Kamerabilder innerhalb der Gruppe oder des Zuges übertragen.
FN SCAR-L mit Powerrails und FN TASAM. Foto: JPW
Das Small Arms Management (SAM)-System greift ebenfalls auf den Smart Core zurück. Der Waffenkammerwart kann dann über einen Scanner die entsprechenden Daten auslesen. Das FN SAM-System behält einen Überblick über die im Bestand befindlichen Waffen, weist auf Wartungsintervalle hin und trägt somit entscheidend zum Life Cycle Management des Waffenbestandes bei.

Soweit die ersten Eindrücke. Mehr demnächst in ES&T, VISIER und weiteren einschlägigen Publikationen.